Auch das Waldviertel und der Bezirk Zwettl wurden vom Unwetter mit Starkregen von mehr als 200 mm/m2 (teilweise vermutlich knapp 300 mm) und Sturm mit voller Wucht getroffen. Wie die Wasserstandskurve am Beispiel der Bahnbrücke Zwettl zeigt, stieg der Wasserstand des Kamp am 14.9.2024 rasant an. Bei etwa 4 - 4,5 m kommt erfahrungsgemäß das Wasser auf die Straße Richtung Stift Zwettl heraus. Der Scheitelpunkt wurde mit 521 cm am 14.9. um 23.00 Uhr erreicht. Der Oberhof wurde daher großflächig überflutet. Wegen der Prognose wurden bereits vorsorglich sowohl die Bereichsalarmzentrale Zwettl als auch der Bezirksführungsstab besetzt, beide hatten alle Hände voll zu tun, um das aufkommende Notrufgeschehen und die Feuerwehrdisponierungen abzuarbeiten. Der Bezirksführungssstab blieb auch ständig mit dem Stab auf der BH Zwettl in Kontakt. Übrigens wurde bereits am Wochenende das gesamte Land NÖ zum Katastrophengebiet erklärt.
Vom Unwetter war der gesamte Bezirk betroffen, Hotspots waren im Abschnitt Allentsteig (Thaua, Schwarzenau, Allentsteig), Abschnitt Zwettl (Stadt-Zwettl, Dorf Rosenau, Jagenbach); Abschnitt Gr. Gerungs mit Hotspot B38 Sägewerk Kitzler und Rosenmaiermühle, die Ortschaft Roiten war zeitweise nicht erreichbar. Im Abschnitt Ottenschlag war der Hotspot in Grafenschlag (Purzelkamp) zu erwarten. Aufgrund der extrem hohen Wasserstände auch der Himmelteich und Weyerteich (starker Abschluss gr. Krems - Ottenschlag, Kottes, Sallingberg,…).
Vom 14.-15.9. war bei allen Gewässern ein massiver Anstieg der Pegel im gesamten Bezirk bemerkbar, teilweise Überflutungen in vielen Ortschaften, die Stadt-Zwettl war dreigeteilt, Teiche waren zum Bersten voll, die Dämme sind an Kapazitätsgrenze gekommen, zahlreiche Sperren von Bundes- und Landesstraßen waren erforderlich. Evakuierungen von Wohnhäusern (Roiten, Zwettl-Stadt, Dorf Rosenau Kirchberg) waren mit ca. 30 Personen erforderlich. In Schwarzenau wurde die Modlischmühle evakuiert (80 Personen, sind abgereist). Die FF Schwarzenau hat beispielsweise bis Sonntag Mitternacht 6800 Sandsäcke befüllt und nach Hochwasserschutz-Alarmplan eingesetzt, weitere 900 befüllt zur weiteren Verwendung. 800 verbliebene Sandsäcke wurden am Montag von Tulln angefordert und dorthin verbracht.
Nicht nur der Regen forderte die Einsatzkräfte, auch der Sturm ließ viele Bäume fallen, sodass am Sonntag auch diese Einsatzszenarien abzuarbeiten waren. Auch der Grundwasseranstieg ist bereits bemerkbar. In Allentsteig ist das Fernheizkraftwerk ausgefallen, davon betroffen ist auch die NeuroRehab. Verursacht durch die Trafostation im Bezirk Waidhofen/Thaya ist der Strom auch in Scheideldorf ausgefallen.
Am 15.9. waren dann die Pegel fallend, die Sicherungs- und Auspumparbeiten wurden fortgesetzt. Am Nachmittag ließ stärkerer Niederschlag die Pegel wieder leicht steigen, aber die Prognosen ließen ein Nachlassen des Niederschlags und Sinken der Pegelstände erwarten.
Das Wasser im Stausee Ottenstein wurde - wie den Medien zu entnehmen war - bereits seit Tagen vorher soweit wie möglich abgelassen, trotzdem füllte sich dieser wieder, sodass bei der Staumauer Ottenstein seit dem Nachmittag des 15.9. wieder Wasser abgegeben werden musste.
Die Abarbeitung der Einsätze erfolgte mit lokalen Kräften (abschnittsübergreifend), aber an der Belastungsgrenze. Für Montag 16.9. wurde ein KHD-Zug mit Kräften aus dem Raum Ottenschlag nach Zwettl beordert. 3 SPA 200 (Schmutzwasser-Großpumpen) unterstützten (1 x Zwettl-Stadt, 1 x Göpfritz/Wild, 1 x Pfaffenschlag).
Die Gemeinde stellte eine Anfrage an das Österr. Bundesheer. In Absprache mit der BH Zwettl und den Stadtgemeinden Zwettl und Allentsteig werden 2 Züge des Bundesheeres für Aufräumarbeiten am Dienstag 17.09.2024 erwartet: ein Zug in der Stadtgemeinde Zwettl (Eislaufplatz und Zwettltal-Stadion) und ein Zug in der Stadtgemeinde Allentsteig – KG Thaua.
Nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Einsatzkräften kamen leidvolle Erinnerungen an das Hochwasser 2002 hervor, für Zwettl gab es einen Unterschied, nunmehr bewährte sich die Umfahrung als Bindeglied für die dreigeteilte Stadt. Auch der Höchststand dürfte zum Glück etwas geringer sein, laut Kdt Hahn etwa 80 cm, was sich günstig für die Stadtgemeinde und die Parkspirale bemerkbar machte, die damals überflutet wurden, heuer aber bisher verschont blieben.
Aber: Leider zeigt der Pegelstand am Kamp am Abend des 16.9. schon wieder steigende Tendenz und bis Dienstag Mittag ist weiterer Regen angekündigt.
Am 17.9. begannen die Aufräumarbeiten in den Hotspots Thaua (Einsatz von Kräften aus Abschnitt Gr. Gerungs), Schwarzenau, Wegscheid und Zwettl-Stadt (2 x SPA 200 Zwettl-Stadt, Göpfritz/Wild). In Zwettl wurden auch rund 50 Bundesheersoldaten bei Aufräumarbeiten am Eislaufplatz eingesetzt. Weitere Aufräumarbeiten sind dort erst nach weiterem Sinken der Pegelstände möglich/geplant.
Am Mittwoch 18.09.2024 erfolgte der Einsatz des Bundesheeres in Thaua und Schwarzenau, weiters wurden Abschnittskräfte aus dem Abschnitt Zwettl in Zwettl-Stadt eingesetzt. Teilweise erfolgt noch die Abarbeitung lokaler Schadensereignisse in den Abschnitten Ottenschlag und Gr. Gerungs durch örtliche Kräfte.
Am Samstag, den 21.9.2024 begab sich der KHD-Zug aus dem Abschnitt Groß Gerungs in den Raum Tulln zur Unterstützung bei den Aufräumungsarbeiten, am 22.9.2024 folgt jener aus dem Abschnitt Ottenschlag.
Vorläufiges Fazit:
Nahezu alle 103 Feuerwehren des Bezirkes sind mehrfach im Einsatz gewesen, mit Stand 17.9.2024 20:00 Uhr waren 13 FF noch im Einsatz.
Laut ELKOS-Auswertung sind bis18.9. 16.00 Uhr 488 Einsätze über Elkos im Bezirk im Rahmen der Großschadenslage disponiert worden, die "Dunkelziffer" durch örtliche Folgeabarbeitung der eingesetzten Feuerwehren ist sicherlich doppelt so hoch. Der BFÜST war seit Samstag 14:00 Uhr nahezu durchgehend besetzt, die BAZ Zwettl war durch 3 Disponenten seit Samstag früh bis Dienstag jeweils tagsüber bis in die frühen Nachtstunden besetzt.
Laut Landesführungsstab per 21.9.:
Danke!
Das Bezirksfeuerwehrkommando bedankt sich bei allen eingesetzten Feuerwehrmitgliedern und den Soldaten für ihre bis an die Belastungsgrenze reichende Arbeit zur Bewältigung dieses Großschadenereignisses. Danke auch an die Firmen und Privatpersonen, die Essen, Mehlspeisen etc. für die Verpflegung der Einsatzkräfte zur Verfügung stellten. Danke an die anderen Behörden und Gemeinden für die gute Zusammenarbeit. Und nicht zuletzt Danke an die Geschädigten für ihr Verständnis, dass deren Notruf oft nur mit Zeitverzögerung abgearbeitet werden konnte.
Fotos: Florian Rehberger (15.9.), Franz Bretterbauer und div. Feuerwehren etc. lt. Angabe bei den Fotos.