FF Stift Zwettl
20.06.2014 | Franz Bretterbauer | Mitteilungen

Offener Brief von Armin Blutsch, Vizepräsident d. ÖBFV

"Es gibt derzeit Vorgänge rund um das Feuerwehrwesen, die einem gedeihlichen Miteinander nicht dienlich sind"

Offener Brief von Armin Blutsch, Vizepräsident des österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, Amstetten im Juni 2014. 
 
 Als Kommandant einer Freiwilligen Feuerwehr mit durchschnittlich 500 Einsätzen pro Jahr erlaube ich mir einzuschätzen, was eine Feuerwehr braucht und was nicht. Ich bin sicherlich kein Gegner oder Verhinderer von Neuerungen - ganz im Gegenteil. Jeder, der mich kennt, weiß, dass Innovation für mich kein Fremdwort ist. 
Was veranlasst mich eigentlich zu so einem offenen Brief? Es gibt derzeit Vorgänge rund um das Feuerwehrwesen, die einem gedeihlichen Miteinander nicht dienlich sind. Damit meine ich einerseits die Hersteller und Lieferanten von Feuerwehrprodukten, andererseits aber auch die Feuerwehren als Kunden. Ich möchte dies an einigen Beispielen skizzieren. 
Mir liegen beispielsweise Informationen vor, dass Hersteller von Feuerwehrhelmen und Atemschutzmasken nur die Kombination ihrer Produkte als geprüft darstellen. Bei Nachfrage, ob vielleicht ein Helm des Herstellers A mit der Atemschutzmaske des Herstellers B auch funktionieren würde, erhält man die Antwort, dass diese Kombination eben nicht geprüft sei. Was bedeutet eigentlich geprüft? Darauf habe ich bis dato noch keine vernünftige Antwort erhalten. Und Allerweltsfloskeln beeindrucken mich nicht wirklich.
 Man spielt hier mit den Ängsten oder dem Verantwortungsbewusstsein der Führungskräfte, damit die Firmen vermeintlichen wirtschaftlichen Erfolg von höheren Umsätzen zu erzielen. 
Es muss ganz einfach jede Maske mit jedem Helm, egal ob 2- oder 5-Punkthalterung kompatibel sein. Bei den Anschlüssen der Lungenautomaten an die Maske gibt es ja auch den M45x3- oder ESA-Anschluss. 
Bei den Stoffen für die Einsatzbekleidung wurden Normen geschaffen, dass z.B. mit der Definition von Werten bestimmte Mitbewerber grundsätzlich ausgeschlossen wurden. Messgeräte für Schadstoffe müssen nach Herstellervorschrift vor jedem Einsatz mit einem Prüfgas beaufschlagt werden. Damit eben ein genaues Messergebnis erzielt werden kann. Hier soll mir jemand erklären, wie das in der Praxis funktionieren soll. Müssen wir dann vielleicht das Feuerwehrfahrzeug als ADR-Fahrzeug kennzeichnen, wenn wir das Prüfgas mitführen? 
Solche Vorgänge zeigen nicht von wahrer Größe, sondern von Kleinkariertheit. 
Bei einem Auto ist es ja auch möglich Felgen und Reifen von verschiedensten Herstellern zu verwenden. Natürlich gibt es hier vorgegebene Dimensionen. Ob man jetzt den Reifen der Firma A oder B verwendet, entscheidet aber ganz alleine der Kunde. Daher mein Appell an die Hersteller und Lieferanten: Zeigen Sie Größe, diskutieren Sie untereinander und einigen Sie sich auf Standards. Dies dient dem Wohle des Feuerwehrwesens und des eigenen. 
Die Feuerwehren verkraften es sicherlich leichter, über längere Zeit einmal keine Einkäufe zu tätigen. Sinkende Umsätze werden die Verkäufer in den Führungsetagen jedoch erklären müssen. Und auch wenn manche der Meinung sein sollten, ein zeitlich beschränkter Boykott des österreichischen Marktes würde nicht viel bewegen, dem sei Folgendes ins Stammbuch geschrieben: Wer nie weg geht, wird auch nie ankommen. 

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